Ich-Struktur-Test Handbuch

Kapitel 6: Itementwicklung und -selektion

Günter Ammon, Gisela Finke, Gerhard Wolfrum

6 Itementwicklung und -selektion

Die Formulierung der Items erfolgte unter der Leitung von Günter Ammon durch ein Expertenteam, das sich aus Psychoanalytikern und Diplompsychologen der Klinik Menterschwaige und der Lehr- und Forschungsinstitute der Deutschen Akademie für Psychoanalyse (LFI) in München und Berlin zusammensetzte. Die Testitems stellen dabei Operationalisierungen dar von für eine jeweilige Human-Funktion (z.B. destruktiver Aggression) typischen-Einstellungen, Gefühlen, Motiven und Verhaltensweisen, wie sie in der Theorie des Humanstrukturmodells beschrieben sind und in der therapeutischen Arbeit erfahren werden. Diese typischen Erlebens- und Verhaltensweisen sollten sich zudem auf verschiedene relevante Lebensbereiche erstrecken bzw. ein möglichst breites Spektrum abdecken.

Jeder der Experten wurde gebeten, zu jeder der 18 Skalen Aussagen zu formulieren, in denen sich aufgrund seiner klinischen Erfahrung und Kenntnis der Theorie das zu erfassende Merkmal ausdrückt. Zusätzlich sollten diese Aussagen möglichst aus unterschiedlichen Lebensbereichen stammen und unterschiedliche psychische Qualitäten umfassen, d.h. sowohl Handlungen als auch Kognitionen, Emotionen und Motive.

Es entstand ein Itempool von mehreren hundert Testfragen. Diese wurden „blind“, d.h. ohne Kenntnis der ihnen zugedachten Zugehörigkeit zu einer Skala, von einem weiteren Expertenteam den Skalen zugeordnet. Items, die nicht eindeutig zuzuordnen waren, wurden gestrichen. Der verbleibende Itempool wurde anhand einer Matrix systematisiert, um Repräsentativität zu erreichen. Im Sinne des Anliegens, einen Fragebogen zu erhalten, der sowohl für psychisch Kranke als auch für Gesunde gültig ist, wurden rein symptomzentrierte Items (wie z.B. Fragen nach Wahnvorstellungen, Phobien, Zwängen) eliminiert. Ebenso wurde darauf verzichtet, Items aus bereits etablierten Tests zu verwenden. Es entstand eine Version-R mit 18 Skalen und 353 Fragen. Diese wurde im Sommer 1994 insgesamt 292 Probanden vorgegeben.

Item- und Skalenanalysen sowie auch inhaltliche Überlegungen ergaben die Notwendigkeit, für die Abgrenzungs-und Sexualitätsskalen neue Items zu formulieren bzw. Items umzuändern. Bei den Abgrenzungsskalen bestand die Schwierigkeit darin, Innen- und Außen-Abgrenzung eindeutig zu differenzieren. Die Items der destruktiven und defizitären Sexualität erwiesen sich v.a. für die Kontrollgruppe als zu schwierig, d.h. hier wurden nach Verhaltensweisen und Einstellungen gefragt, die in der Bevölkerung selten anzutreffen sind bzw. geleugnet werden. Es entstand eine Version mit 279 Items (ISTA-W), die nach weiteren Studien sukzessive auf 213 Items reduziert werden konnte (ISTA96). Der ISTA96 mit 213 Items wurde in eine Eichstichprobenstudie gegeben, die an 1001 Probanden in den alten und neuen Bundesländern vom Infas-Institut (München) Ende 1995 durchgeführt wurde.

Tabelle 1: Verzeichnis der Untersuchungen mit den verschiedenen ISTA-Versionen ab 1992 im Rahmen der Itemselektion

Tabelle 1: Verzeichnis der Untersuchungen mit den verschiedenen ISTA-Versionen ab 1992 im Rahmen der Itemselektion