Ich-Struktur-Test Handbuch

Kapitel 2: Die Skalen des ISTA

Günter Ammon, Gisela Finke, Gerhard Wolfrum

2 Die Skalen des ISTA

Der ISTA soll als Persönlichkeitsfragebogen zentrale Merkmale der Persönlichkeit auf struktureller Ebene erfassen, dies sind die Humanfunktionen der

  • Aggression als Qualität des neugierig-aktiven Herangehens an Dinge und Menschen sowie des generellen Energie-Potentials eines Menschen
  • Angst als Qualität des Umgangs mit identitätsanfordernden, d.h. den Menschen in seiner Existenz betreffenden Situationen sowie der zugehörigen Energie-Regulation
  • Ich-Abgrenzung nach außen und innen als primärer Beziehungsregulation des Ichs zu umgebenden und verinnerlichten Gruppen
  • des Narzissmus als Qualität der Beziehung einer Person zu sich selbst sowie der
  • Sexualität als primär und konfliktfrei gegebenem Potential zu Beziehungs- und Liebesfähigkeit auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene.

Während zu den Bereichen von Aggression und Angst bereits verschiedene standardisierte psychometrische Skalen vorliegen, die allerdings auf einem anderen Verständnis der Konstrukte beruhen, wurde mit den Ende der 70er Jahre begonnenen Skalenkonstruktionen zu Ich-Abgrenzung und Narzissmus Neuland betreten. Zur Ich-Abgrenzung fehlen auch heute noch standardisierte psychometrische Skalen, eine inhaltliche Nähe zum Konzept weist lediglich die Skala „Durchlässigkeit“ des Gießen-Tests auf, die allerdings nicht nach außen und innen unterscheidet. Darüberhinaus existiert das „Boundary Questionaire“ von Hartmann (1989), das zwischen „dünnen“ und „dicken“ Ich-Grenzen unterscheidet, dem aber ein klares theoretisches Konzept fehlt und das nicht validiert ist.

Im Bereich des Narzissmus liegen mittlerweile eine Reihe von Instrumenten vor, wie etwa das Narcissistic Personality Inventory (NPI) von Raskin & Hall (1979,); Raskin & Novacek (1989), Raskin, Novacek & Hogan (1991) und das O‘Brien Muliphasic Narcisissm Inventory (OMNI]; O'Brien 1987, 1988). Zu erwähnen sind auch die Arbeiten von Wink, der für das California Psychological Inventory Narzissmus-Skalen entwickelt hat (vgl. Wink 1992; Wink & Gough 1990). Im deutschen Sprachraum haben sich Deneke & Müller (1985) mit der Konstruktion eines Narzissmus-Tests beschäftigt.

Allen Verfahren ist allerdings gemein, dass sie sich auf den pathologischen Narzissmus konzentrieren und nicht auch - wie der ISTA - den gesunden, konstruktiven Narzissmus erfassen.

Für den Bereich der Sexualität sind eine ganze Reihe von Fragebögen erschienen, vor allem in den USA. Zu nennen sind vor allem „The Multidimensional Scale of Sexuality“ (MSS) von Berkey, Perelman- Hall und Kurdek (1990), die „Kinsey Heterosexual-Homosexual Scale“ (Kinsey et al. 1948), „The Klein Sexual Orientation Grid“ (KSOG) (Klein, Sepekoff & Wolf 1985) sowie in Deutschland das „Multiphasic Sex Inventory“ (MSI) von Nichols & Molinder in der deutschen Bearbeitung von Deegener (1997). Gemeinsam ist allen Verfahren, dass sie sexuelles Verhalten und Erleben auf der kognitivaffektiven und der Handlungsebene in vorgegebenen Kategorien zu erfassen versuchen. Gleiches gilt für den S-S-G-Fragebogen zur Messung von Einstellungen zu Schwangerschaft, Sexualität und Geburt von Lukesch/Lukesch (1976).

Ein Verständnis von Sexualität als eines im Unbewussten verankerten Potentials, das zu seiner Entfaltung positive gruppendynamische Bedingungen braucht bzw. ein grundsätzlich gruppendynamisches Verständnis von Sexualität als mehrdimensionalem Beziehungsgeschehen, fehlt jedoch. Zusammenfassend kann nach Studium der gängigen Literatur festgehalten werden, dass es sich beim ISTA um das einzige psychometrische Testverfahren zu handeln scheint, das auf einer explizit ausformulierten psychoanalytischen Theorie, einem ihr zugrundeliegenden Menschenbild und einer daraus abgeleiteten Gesundheits- und Krankheitsvorstellung basiert.

2.1 Beschreibung und Operationalisierung der Konstrukte

Im folgenden sollen die für den ISTA relevanten Konstrukte der Aggression, Angst, Ich-Abgrenzung nach außen und innen, des Narzissmus und der Sexualität, wie sie in den verschiedenen ISTA-Skalen operationalisiert wurden, im einzelnen skizziert werden.

Wie bereits ausgeführt, können die Humanfunktionen der Aggression, Angst, Ich-Abgrenzung, des Narzissmus und der Sexualität in ihrer Qualität mehr oder weniger gesund, d.h. konstruktiv oder destruktiv bzw. defizitär (pathologisch) ausgeprägt sein. Die Bewertung als konstruktiv, destruktiv oder defizitär geschieht im Hinblick auf die Identitätsentwicklung eines Menschen und den gruppendynamischen Kontext. Entsprechend diesem Modell ist der ISTA so konstruiert, dass Aggression, Angst, Abgrenzung, Narzissmus und Sexualität in drei von einander unabhängigen Skalen hinsichtlich ihrer konstruktiven, destruktiven und defizitären Ausprägung erfasst werden (zum Defizitbegriff in Ammons Humanstrukturmodell siehe Thome & Sandermann 1997).

  • „Konstruktiv“ als kontaktherstellend, beziehungsstiftend, verstehend, weiterentwickelnd, abgrenzend und integrierend, aufbauend; realitätsbezogen
  • „Destruktiv“ als kontaktabbrechend, fehlentwickelt, arretiert, desintegrierend, zerstörend im Sinne psychisch-geistig-körperlicher Gewaltausübung; verzerrter Realitätsbezug
  • „Defizitär“ als kontakt- und beziehungslos, nicht entwickelt, leer, energielos; entspricht einem „Lebensverbot“; fehlender Realitätsbezug

2.1.1 Aggression als Humanfunktion

Aggression wird im Wortsinne des „adgredi“ verstanden, d.h. als aktives Herangehen an Dinge und Menschen und als Prinzip einer primären Umweltgerichtetheit und Umweltoffenheit des Menschen, seiner Bedürfnisse nach Eindrücken, Kontakt und Beziehung (vgl. Ammon 1976). Dies beinhaltet Aspekte der Kontaktaufnahme und Beziehungs- und Bindungsfähigkeit, der aktiven Neugier, Exploration und der Persistenz, dem Festhalten an Beziehungen und Zielen. Das Konzept schließt auch das Aktivitätspotential eines Menschen mit ein und seine Fähigkeit, es adäquat im oben genannten Sinne einzusetzen. Dabei wird die Entwicklung der Humanfunktion der Aggression — ebenso wie die der anderen Humanfunktionen — immer als abhängig vom gruppendynamischen Kontext eines Menschen und als im Unbewussten verwurzelt verstanden.

Die Entwicklung konstruktiver Aggression ist nur im Rahmen der frühen Mutter-Kind-Symbiose verstehbar. Wenn Mutter, Vater und Primärgruppe der Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes und seinem spielerischen Erfassen der Realität feindlich oder gleichgültig gegenüberstehen, bleiben wesentliche Teile der kindlichen Ich-Struktur unstrukturiert. Auf psychodynamischer Ebene spiegelt sie die elterliche destruktive Aggression gegenüber der Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit wieder.

Sie stellt das internalisierte Identitätsverbot der Eltern dar, die aufgrund eigener archaischer Verlassenheitsängste das Kind zur Kompensation ihrer Ich-Struktur-Defekte benötigen. Destruktive Aggression ist somit Ausdruck der verinnerlichten elterlichen Feindseligkeit und Gewalt, welche die kindlichen und Lebens- und Identitätsbedürfnisse zurückschlägt. Sie wird verstanden als reaktive Verformung der ursprünglich konstruktiven Aggression. Beziehungen zu Menschen, Aufgaben und Ziele werden nicht aufrechterhalten, sondern destruktiv abgebrochen oder zerstört. Defizitäre Aggression ist die Ursache der Depression, des ungelebten Lebens im Sinne des Totstellreflexes. Es ist nach innen gerichtete destruktive Aggression, die zu extremer Ich- und Identitätseinschränkung führt. Defizitäre Aggression bedingt eine umfassende Erfahrungs- und Entwicklungs-Unfähigkeit (Ammon 1979a).

Operationalisiert wurde Konstruktive Aggression demzufolge als die Fähigkeit, Beziehungen zu anderen Menschen, Dingen und Aufgaben einzugehen und zu diesen Kontakt auch über längere Zeit und bei Schwierigkeiten aufrecht zu erhalten. Der konstruktiv aggressive Mensch ist grundsätzlich neugierig, versucht seine Lebensbedingungen aktiv zu gestalten und ist in der Lage, eigene Standpunkte und Ziele zu entwickeln, sich dafür einzusetzen und sie anderen gegenüber zu vertreten (vgl. Ammon 1979a, S.106 f). Er sucht aktiv neue Erfahrungen auf, ist offen für andere Menschen und Eindrücke, ist fähig, in Auseinandersetzungen einzutreten und sie durchzustehen. Er ist in der Lage, am Arbeitsplatz und seinem privaten Raum Gruppen um sich zu bilden und Verbündete oder Mitstreiter für seine Ziele zu finden.

Bei der destruktiven Aggression steht das Element des Beziehungs- und Kontaktabbruchs im Vordergrund. Es ist zwar ein Aktivitätspotential vorhanden, aber dieses ist dysreguliert. Die Dysregulation äußert sich nach außen gerichtet in verbal geäußerter Wut (z.B. Drohungen) bis hin zu Durchbrüchen von Gewalt, aber auch nach innen in nagender Wut, zerstörerischen Phantasien, der emotionalen und gedanklichen Entwertung anderer Menschen sowie in Rachegefühlen und Zynismus. Zerstörerische Impulse können auch an extremistische Institutionen und Ideologien delegiert werden. Findet die destruktive Aggression kein äußeres Ziel, wird sie gegen die eigene Person gerichtet. Destruktives Agieren mit Unfällen, Selbstverletzungen, Suizidalität, Verwahrlosung oder Sucht sind die Folge. Als nach innen gerichtete Zerstörung trägt destruktive Aggression wesentlich zu psychosomatischen Erkrankungen bei und kann dann nur noch in ihrer defizitären Qualität gemessen werden.

Defizitäre Aggression ist definiert durch das Fehlen von Kontakt, Bedürfnissen, Zielen, Interessen, Sinnhaftigkeit. Dies äußert sich in passiver Zurückgezogenheit von Dingen und Menschen, in Gefühlen der inneren Leere, häufiger Langeweile und der Unfähigkeit, Gefühle und Bedürfnisse anderen Men- schen gegenüber zu äußern. Eine reale Auseinandersetzung findet nicht statt und wird durch Träume und Phantasien ersetzt. Der Mensch mit defizitärer Aggression zieht sich von anderen zurück, leidet unter Schuldgefühlen, stellt bei Konflikten seine Interessen zurück, gibt sofort nach und in Rivalitätssituationen schnell auf. Defizitäre Aggression beinhaltet ein Unvermögen zur Beziehungsaufnahme. Der mangelnde Umweltbezug führt zu Gefühlen der Teilnahmslosigkeit und inneren Leere, wie sie für die Depression typisch sind.

Der Vollständigkeit halber soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, das die Aggression in ihrer destruktiven Qualität als instrumentelle Aggression auch eine positive Qualität haben kann, z.B. im Hinblick auf den Schutz der eigenen Person, etwa gegen die Aggression anderer Menschen, in Hin- blick auf neue Ziele oder notwendige Veränderungen und kreative Projekte, wo Widerstände und Altes überwunden werden müssen. Dabei scheint vor allem im klinischen Bereich die destruktive Qualität eine grundsätzlich unterschiedliche Charakteristik zu haben — je nach dem, ob sie in Verbindung mit einem hohen konstruktiven Potential steht oder sie eng mit einem hohen Defizit verknüpft ist.

2.1.2 Angst als Humanfunktion

Eng verbunden mit der Aggression ist die Angst, denn jede bedeutsame neue Erfahrung und Veränderung ist nicht nur mit Neugier, sondern gleichzeitig auch mit dem Phänomen der Angst verbunden. Sie ist als zentrale Ichfunktion zur Bewältigung der Realität unbedingt erforderlich und bestimmt als energetisch-regulatorische Größe die Fähigkeit, identitätsanfordernde Situationen auszuhalten, d.h. die Integration von neuen Erfahrungen, die für die Weiterentwicklung des Menschen wichtig sind. Sie ermöglicht im Sinne einer Regulationsfunktion in einem mittleren Bereich der Intensität Kreativität, d.h. Veränderung und flexible Zuordnung der gesamten Ich-Struktur und damit Ich-Erweiterung und Bereicherung von Identität. In den pathologischen Grenzbereichen verhindert sie Ich-Auflösung, indem sie Abwehrmechanismen in Gang setzt — auf der einen Seite den Zwang, auf der anderen die psychotische Reaktion, um Vernichtungs- und Todesangst und letztendlich Identitätsangst zu entgehen.

Konstruktive Angst spielt - wie Ammon schreibt — existentialphilosophisch als „unbedingte Einheit von Angst und Menschsein“ eine wichtige Rolle: „Die konstruktive Angst macht den Menschen zum Menschen. Sie wirft ihn auf sich selbst zurück, sie macht ihn echt“ und trägt zu einer Bereicherung seiner Identität bei . „Sie spielt eine besondere Rolle bei der Ich-Abgrenzung nach innen und außen. Sie macht den Menschen offen für andere, lässt ihn Hilfe annehmen und verhilft ihm selbst, sich seiner eigenen Identität anzunähern. Andererseits hat sie eine Signalfunktion und hat damit ich-strukturell gesehen auch Abgrenzungs-Funktion“ (Ammon 1976, S. 132) Konstruktive Angst aktiviert den Menschen und wird nicht unbedingt negativ, sondern als Zustand von Wachheit, „Aufgeregtheit“ und konzentrierter Anspannung erlebt. „Die destruktive Angst ist eine überflutende Angst ohne konturiertes Ziel. Sie bewirkt die Desintegration des Ich. So ist destruktive Angst im eigentlichen Sinne Vernichtungsangst, die nach außen agiert wird und sich in Formen destruktiver Wut äußert. Diese Form der Angst ist eine der Ursachen der sogenannten Borderline-Kriminalität, hier werden Menschen aus Angst zum Verbrecher. Die Menschen schlagen aus Angst um sich wie Ertrinkende, sie flüchten aus Angst in die Psychose, in die Sucht oder auch in die destruktive Sexualität. Die destruktive Angst richtet sich in ihren Verhaltensmanifestationen an die Umwelt“ (Ammon a.a.O., S. 133).

Defizitäre Angst ist die Grundlage für Vermeidung von Leben und Lebensäußerungen, für die Vermeidung von konstruktiv-aggressiver Auseinandersetzung mit anderen Menschen, für die Vermeidung von Identität schlechthin. Defizitäre Angst verstehe ich als eine Abwehr der Angst, als eine Flucht vor der Angst, was ein Ausweichen vor einer Auseinandersetzung mit sich selbst, mit der eigenen Identität bedeutet. Generelles Vermeidungsverhalten, Starrheit, Zwang und der Totstellreflex des Depressiven zeigen, wie ohne Angst keine Entwicklung geschehen kann. Regulatorisch bedeutet die defizitäre Angst eine Überanpassung nach innen und außen, was zu einem totalen Lebens- und Identitätsverbot führt (Ammon a.a.O.).

Ähnlich der Entwicklung der Humanfunktion der Aggression ist auch die Entwicklung konstruktiver Angst nur im Rahmen der frühen Mutter-Kind-Symbiose und der umgebenden Gruppe verstehbar. Nur wenn Identitätsschritte in einem schützenden Rahmen erlaubt und gefördert werden, dem Kind ohne Überbehütung ein erträgliches Ausmaß an Angsterleben ermöglicht, d.h. im Kontakt erfahrbar gemacht wird, ohne dass es panische Verlassenheits- oder gar Todesängste erleben muß, kann es sich im Schutz einer freundlichen Symbiose neue Erfahrungen und Lebensräume erobern und zu eigen machen. Destruktive Angst hat ihre Wurzeln in einem ängstlichen und damit oft auch aggressiven Familienklima — alle neuen Schritte des Kindes werden ängstlich kontrolliert und mit Verlassenwerden bedroht oder bestraft. Die selbst ängstlichen Eltern vermitteln das Bild einer bedrohlichen und gefährlichen Welt, mit der man sich besser nicht einlassen sollte. Destruktive Angst wirkt dementsprechend inaktivierend und führt zu unangemessenem Vermeidungsverhalten. Im defizitären Fall wird das Kind in seinen Ängsten weder verstanden noch unterstützt, womit es keine Chance hat, zu lernen, echte Gefahrensituationen realistisch einzuschätzen. Es wird vielmehr auf der Ebene kindlicher Omnipotenz-Phantasien immer wieder mit seiner Umwelt kollidieren und nicht selten kriminell werden oder sich selbst immer wieder in Gefahr bringen. Die abgespaltene Angst vor dem Tod erhöht die Selbstmordgefahr des Menschen, das Fehlen des Spürens von Angst führt auf der zwischenmenschlichen Kontaktebene zu einer Verflachung von Beziehungen. Anders als bei der destruktiven, meist handlungs- und beziehungsverbietenden Angst, wird die Person hier nicht gehindert, neue Beziehungen und Erfahrungen zu machen, sie bleibt aber emotional unbeteiligt und kann damit keinen Gewinn aus neuen Erfahrungen ziehen.

Für die Operationalisierung folgt daraus: Ein Mensch mit konstruktiver Angst kann bei neuen Erfahrungen und Lebensschritten Angst zulassen, damit umgehen und sie durchstehen. Er kann über die gespürte Angst Kontakt zu anderen Menschen herstellen, andere an seinen Ängsten teilhaben lassen. Er hat Lust an neuen Dingen und Erfahrungen, auch wenn diese mit Angst verbunden sind, indem er seine Angst durch Neugier durchbrechen kann. Die Angst aktiviert ihn und mobilisiert das konstruktive Potential aller Human-Funktionen und hilft ihm, Realangst als begründete Angst vor realen Gefahren von irrationaler Angst zu unterscheiden. Der Mensch mit konstruktiver Angst besitzt auch die Fähigkeit, sich mit Trennungen, Grenzen und dem Tod auseinanderzusetzen.

Destruktive Angst wird gespürt als überflutende Angst ohne konturiertes Ziel oder als phobische Angst und kann Desintegration des Ichs bewirken. Sie führt zur Stagnation der Identitäts-Entwicklung. Hauptmerkmal von destruktiver Angst ist das einengende oder beziehungs- und handlungsverbietende Moment: Der Mensch ist unfähig, überschwemmenden Ängsten Einhalt zu gebieten und auch nicht in der Lage, sich mit diesen Ängsten an andere Menschen zu wenden, sie daran teilhaben zu lassen und sich so zu entlasten. Er hat statt dessen Angst vor anderen Menschen, vor ihrer Nähe und vor körperlicher Berührung. Destruktive Angst geht auch einher mit starken körperlichen Reaktionen, wie z.B. Schwitzen, Herzjagen und Schwindelzuständen und führt dazu, dass die jeweils zur Realitätsbewältigung erforderlichen sekundären Ich-Funktionen zusammenzubrechen drohen, wie. dies häufig in Leistungssituationen zu beobachten ist. Insgesamt wird mehr Angst erlebt als situativ angemessen wäre. Phobische Ängste, Panikattacken, die sogenannte frei flottierende Angst, Verlassenheits- und Vernichtungsangst fallen in diese Kategorie. Destruktive Angst kann auch bedeuten, alltägliche, „normale“ Angst bei neuen Aufgaben und Beziehungen nicht tolerieren zu können mit der Folge von Vermeidung von Kontakt.

Der Mensch mit defizitärer Angst ist generell unfähig, Angst zu spüren und zuzulassen: Statt dessen werden Müdigkeit, Langweile oder Gefühle innerer Leere gespürt. Gefährliche Situationen werden inadäquat eingeschätzt, real bestehende Gefahren werden unterschätzt oder garnicht wahrgenommen. Insbesondere die gesunde Angst im Kontakt mit Menschen und ungewohnten Situationen wird nicht erlebt. Das unbewusste Bedürfnis, dieser emotionalen Nicht-Existenz zu entkommen führt dazu, dass der Mensch extreme Grenzsituationen aufsucht, wie z.B. gefährliche sportliche Aktivitäten, kriminelles Verhalten oder riskantes Autofahren. Ebenso wenig wie die eigene Angst kann die Angst anderer Menschen wahrgenommen, verstanden und ausgehalten werden, was auch zu einer Verflachung der Beziehungen und emotionalem Unbeteiligtsein führt. Emotional belastende Situationen, wie Trennungssituationen oder Auseinandersetzungen mit Tod und Sterben, werden in ihrer Bedeutung herabgespielt oder umgangen. Dementsprechend kann das Fehlen von Angstgefühlen die Entwicklung situationsangemessener Bewältigungsstrategien verhindern.

2.1.3 Abgrenzung nach außen als Humanfunktion

„Die Auffassung eines primär umwelt-offenen und umwelt-abhängigen Individuums von Beginn an stellt die Dynamik von Beziehungen in den Mittelpunkt. Die Ich-Abgrenzung ist somit eine der primären Beziehungsregulation des Ichs zur umgebenden Gruppe ...“. „Erst die Abgrenzung von Ich und Nicht-Ich schafft die Erkenntnis zweier Individuen, die sich aufeinander beziehen können, im Gegensatz zu einem symbiotischen Verschmelzen. Genetisch gesehen ist daher der Aufbau der Ich-Grenzen die entscheidende Phase in der Identitäts-Entwicklung eines Menschen. Sie ermöglicht gleichzeitig Kontakt nach außen als reale Erfahrung mit der umgebenden Gruppe und damit Verinnerlichung von narzisstischer Zufuhr ...“. „Der erste kreative Akt an eigener Identitätserfahrung ist die Abgrenzung aus der früh- kindlichen Symbiose. Bei Nichtgelingen des Heraustretens aus der frühkindlichen Symbiose entsteht ein unstrukturierter Bereich im Ich: Die frühen Bezugspersonen sind da und doch nicht da. Sie sind einerseits da, weil nicht ausgegrenzt, sie sind andererseits nicht da, weil keine wirkliche Kommunikation und Begegnung mit dem anderen möglich ist. Erst Ich-Abgrenzung schafft Wirklichkeit. So schafft sie die Grundlage für Ich-Gefühl und Identität; gelingt dies nicht, bleibt das Ich in weiten Teilen unentwickelt und undifferenziert“ (Ammon 1976, S. 133 f.) Für die Entwicklung einer eigenen Identität ist daher eine gelungene Abgrenzung von zentraler Bedeutung.

Zusammengefasst bedeutet dies: Konstruktive Abgrenzung nach außen ermöglicht größtmögliche Erfahrungsfähigkeit bei gleichzeitigem Schutz vor Überflutung durch äußere Ereignisse, und zwar in einer der gruppendynamischen Situation angemessenen Art und Weise. Operationalisiert heißt dies: Der Mensch mit konstruktiver Abgrenzung nach außen kann Standpunkt beziehen, ist offen für Kritik, die Standpunkte und Gefühle anderer Menschen, kann sich psychisch, geistig und körperlich öffnen, kann neue Erfahrungen integrieren, hat Kontakt zur umgebenden Gruppe und kann diese realen Erfahrungen verinnerlichen und sich so weiterentwickeln. Er kann zwischen eigenen und Gefühlen anderer unterscheiden, kann Nein sagen ohne Schuldgefühle zu bekommen, fühlt sich in seinen Entscheidungen autonom, hat die Fähigkeit entwickelt, sich flexibel und passager auf Symbiosen und tiefere Kontakte einzulassen und sich schuld- und konfliktfrei wieder daraus trennen zu können bzw. darin leben zu können, ohne sich und die eigene Identität aufgeben zu müssen.

Destruktive Abgrenzung nach außen beinhaltet die Störung der Beziehungs-Regulation nach außen zur umgebenden Gruppe, zu anderen Menschen und äußeren Ereignissen. Die Abgrenzung nach außen ist aufgrund bestehender Überflutungsgefahr starr geschlossen und bildet eine Art undurchlässiger Kontaktbarriere. Operationalisiert heißt dies: Destruktive Abgrenzung nach außen zeigt sich in Desinteresse und Ablehnung gefühlsmäßiger Anteilnahme an anderen Menschen, Ereignissen und der Umwelt, wobei auch eine echte, interessierte Anteilnahme anderer Menschen an der eigenen Person als unangenehm empfunden und nach Möglichkeit vermieden wird, der Mensch lässt nichts „an sich heran“. Daraus folgen Gefühle innerer Leere und ein Fehlen von Kontakt und Beteiligtsein. Diese Menschen können sich durch nichts wirklich betreffen lassen und auch kein echtes Mitleid mit anderen empfinden.

Defizitäre Abgrenzung nach außen beinhaltet das Unvermögen, Nähe und Distanz in Beziehungen zu anderen Menschen, äußeren Ereignissen und zur Umwelt zu regulieren. Es handelt sich um die Unfähigkeit zwischen Ich und Nicht-Ich, sich selbst und anderen, zwischen eigenen Bedürfnissen und Gefühlen und denen anderer zu unterscheiden. Operationalisiert heißt dies: Der Mensch ist nicht in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen und anderen Menschen gegenüber zu vertreten, er kann nicht Nein sagen, um die Anforderungen anderer Menschen abzugrenzen und fühlt sich als Spielball des Willens anderer Menschen. Er übernimmt Gefühle und Stimmungen anderer, als seien es seine eigenen, kann kaum akzeptieren, dass andere Menschen andere Bedürfnisse haben oder eigene Wege gehen wollen, fasst alle Situationen symbiotisch auf, als wollten alle das gleiche. Der Mensch ist abhängig von der Gegenwart anderer, ist überangepasst an die jeweils ın der sozialen Bezugsgruppe vorherrschende Norm, ist anderen hilflos ausgeliefert und damit ausbeutbar.

2.1.4 Abgrenzung nach innen als Humanfunktion

Diese Funktion reguliert flexibel die Beziehung zwischen dem bewussten Ich und Inhalten des Unbewussten, gegenüber der verinnerlichten Primärgruppendynamik, der Phantasietätigkeit und den Träumen. Wesentlichstes Merkmal ist das Vermögen, die verinnerlichte Primärgruppendynamik von aktuellen Beziehungen und Situationen zu unterscheiden, also zwischen Vergangenheit und Gegenwart differenzieren und damit umgehen zu können. Damit wird die enge Verwobenheit zur Abgrenzung nach außen als Dynamik von Beziehungen deutlich. In der Konsequenz bedeutet dies, dass dasjenige Kind, dem keine schuldfreie Abgrenzung auf der äußeren Beziehungsebene gestattet wurde, auch keine konfliktfreien Beziehungsdynamiken verinnerlichen kann. Hier wird die sehr enge Wechselwirkung in der lebensgeschichtlichen Entwicklung der Abgrenzung nach innen mit derjenigen nach außen verständlich.

Operationalisiert heißt dies: Konstruktive Abgrenzung nach innen äußert sich in der Fähigkeit, Träume, Phantasien und Gefühle zulassen zu können, einen Zugang zu ihnen zu haben, sie wahrnehmen und ausdrücken zu können, sie aber von der Realität unterscheiden und deren reale und irreale Aspekte differenzieren zu können. Dies bedeutet, flexibel Gefühle zulassen zu können, aber einer Überflutung durch Gefühle wie Ängsten, Trauer oder Euphorie Einhalt gebieten zu können. Die Person besitzt die Fähigkeit, ihre Grenzen zum Unbewussten flexibel und vorübergehend zu öffnen, um verinnerlichte Beziehungserfahrungen kreativ weiterzuentwickeln und im Sinne einer Entwicklung der Persönlichkeit neu zu bewerten. Die flexible Regulierung der Grenzen zwischen verschiedenen psychischen Prozessen und Inhalten gelingt und äußert sich z.B. in einer flexiblen Abgrenzung zwischen Arbeitsebene und Beziehungsebene, zwischen Denken und Gefühlen. Im Zeiterleben besteht ein Synergismus von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die flexible Abgrenzung nach innen ermöglicht eine gelingende, nicht-neurotische Verdrängung störender Inhalte.

Destruktive Abgrenzung nach innen ist charakterisiert durch starr geschlossene Ich-Grenzen, der Person fehlt der Zugang zum eigenen Unbewussten. Im Sinne einer Operationalisierung zeigt sich dies in mangelnder Traumfähigkeit, Phantasie- und Gefühlsarmut und in einem fehlenden Bezug zur eige- nen Geschichte. Daraus folgt die Tendenz, Gefühle abzuspalten oder sie im Zusammenspiel mit destruktiver Aggression auszuagieren in Form von Fehlleistungen, Psychosomatik, Unfällen, Selbst- verletzungen, Projektionen, der Delegation von Gefühlen: Statt des Betreffenden werden die umgeben- den Menschen wütend, traurig oder bekommen Ängste. Die Kontakte zu anderen Menschen sind sach- lich und formal, rigide Abwehrmechanismen, wie z.B. das Ungeschehenmachen, verunmöglichen die Verinnerlichung neuer Beziehungserfahrungen. Destruktive Abgrenzung nach innen bewirkt ein Leben in einem unlebendigem Zeiterleben, die Verweigerung sozialer Energie und erscheint phänomeno- logisch in der Regel als zwangskrankes Verhalten.

Defizitäre Abgrenzung nach innen hat zur Folge, dass der Mensch mit Inhalten des Unbewussten überschwemmt wird, er ist seinen Gefühlen, auch seinen Gefühlsschwankungen, (Tag-) Träumen, Gedanken, Grübeleien, Konzentrations- und Schlafstörungen ausgeliefert und gerät damit im Extrem in Psychose-Nähe. Er kann weder zwischen wichtig und unwichtig im Leben unterscheiden noch seine Gefühle differenzieren oder kommunizieren. Aufgrund fehlender Grenzen können neue Erfahrungen nur schwer integriert und strukturbildend verinnerlicht werden, körperliche primäre Bedürfnisse können kaum reguliert werden, sondern drängen nach sofortiger Befriedigung.

2.1.5 Narzissmus als Humanfunktion

Die Humanfunktion des Narzissmus bestimmt die Beziehung eines Menschen zu sich selbst. Sie ist entscheidend für das Selbstwertgefühl eines Menschen, d.h. mit welchem Bild von sich selbst und der Welt er an andere Menschen, Aufgaben und Tätigkeiten herantritt. Dieses Selbstbild bezieht sich sowohl auf die Person als Ganze im Sinne eines allgemeinen Selbstwertgefühls als auch auf einzelne Bereiche der Person, wie den Körper, das eigene Handeln, Denken und Fühlen.

Anders als die traditionell-psychoanalytische, triebtheoretische Auffassung des Narzissmus auf Objektbeziehungs-Ebene (Freud 1905, 1914, Kohut 1971, 1977, Kernberg 1978) formuliert Ammon den Narzissmus als primär konstruktives, elementares Grundbedürfnis des Menschen und als Ergebnis der Verinnerlichung von spezifischen Beziehungserfahrungen mit anderen Menschen (Ammon 1979a, 1982). Erst durch entsprechende negative Erfahrungen in der Familiengruppe und in weiteren bedeutsamen Gruppen nimmt der Narzissmus eine krankhafte, d.h. destruktiv oder defizitär verformte Qualität an (Burbiel, Finke, Wagner 1983). Kinder aus solchen Familien flüchten sich dann in eine privatistische Wahrnehmungswelt, die kaum kommunizierbar und nur schwer mit anderen teilbar ist. Auch später wird dementsprechend jede Berührung mit einer zwischenmenschlichen Realität aufgrund der verinnerlichten Primärgruppendynamik als bedrohlich erlebt, was z.B. das paranoische Reagieren auf Kontakt erklärt. Die Humanfunktion des Narzissmus reguliert in Abhängigkeit vom Ausmaß und der Qualität an Aufmerksamkeit und Zuwendung, d.h. an Sozialenergie, die Fähigkeit eines Menschen wiederum an sozialenergetischen Prozessen teilzuhaben: „Die tiefe archaische Existenz- und Lebensangst macht es narzisstisch defizitären Menschen unmöglich, die so sehr ersehnte und benötigte narzisstische Zufuhr von außen wirklich zu internalisieren, ... nichts kann wirklich angenommen und internalisiert werden, so dass ein Strukturgewinn der Persönlichkeit nicht stattfinden kann“ (Ammon 1979a, S. 113). Dementsprechend werden Kinder, die in ihrer Entwicklungsgeschichte nur rudimentäre Beziehungs- erfahrungen hatten, auch kaum einen Bezug zu sich selbst und dementsprechend auch kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln können. Die gemeinhin negativen Vorstellungen, die dem konventionellen Narzissmus-Begriff anhaften, wie Privatismus, Beziehungsunfähigkeit sowie Größen- und Kleinheitsideen versteht Ammon als „sekundäre und reaktive Verformungen des ursprünglich konstruktiven Narzissmus“, d.h. als destruktiv oder defizitär (Ammon 1979a, S.112).

Zusammengefasst bedeutet dies: Konstruktiver Narzissmus beinhaltet die Fähigkeit, mit sich selbst und dem eigenen Unbewussten liebevoll umzugehen und dieses beziehungsvoll einsetzen zu können. Er beinhaltet auch ein positives Bild von sich selbst als Gefühl eigener Wichtigkeit und Bedeutung, als Grundbedürfnis jeden Menschen und unerläßlichem Bestandteil der Identität. Es handelt sich um eine „nicht-privatistische Form der Selbstliebe“ (Ammon 1979a, S. 110). Diese geht einher mit lustvoller Bejahung der eigenen Körperlichkeit, eigener Interessen, Geistigkeit und Ideen, die als genuin ichhaft, als freudvoll und auch mit einer erotischen Spannung erlebt und kommuniziert werden können: Operationalisiert könnte man sagen, „der konstruktiv narzisstische Mensch erlebt sich als ein Mensch mit dem Recht auf eigenes Denken, ein eigenes Empfinden und einen eigenen Lebensstil“ (Ammon a.a.O.). Er besitzt die Fähigkeit, das Gesamt seiner Ich-Funktionen einzusetzen, um Kontakt zu anderen Menschen herzustellen und aufrechtzuerhalten und damit an sozialenergetischen Austauschprozessen teilzuhaben. Er kann andere an für ihn selbst bedeutsamen Ereignissen teilhaben lassen, kann Schwächen und Fehler vor sich und anderen zulassen und ist fähig, von der Erfahrungen anderer zu lernen. Er ist in Lage, sich selbst richtig einzuschätzen, alleine zu sein und im eigenen Denken, Fühlen und Handeln Befriedigung zu finden.

Destruktiver Narzissmus ist gekennzeichnet durch einen gestörten und verzerrten Bezug des Men- schen zu sich selbst, zu anderen und zur Umwelt. Destruktiv narzisstische Menschen können sich nicht adäquat einschätzen, überbewerten oder unterschätzen ihre Möglichkeiten und können sich nicht mit anderen über sich und die von ihnen wahrgenommene Realität auseinandersetzen. Sie fühlen sich auch meist unverstanden in ihren Gefühlen und Interessen, pendeln zwischen Größen- und Kleinheits-Phan- tasien und sind unfähig, von anderen zu lernen und Sozialenergie anzunehmen. Entsprechend ihrer privatistischer Wahrnehmungswelt wird jeder zwischenmenschliche Kontakt als bedrohlich erlebt und paranoisch verarbeitet. Für die Operationalisierung heißt dies, destruktiver Narzissmus äußert sich in der Unfähigkeit, Kritik zu ertragen und Schwächen vor sich und anderen zu zeigen. Umgekehrt for- dern diese Menschen ständig Anerkennung und Zuwendung für erbrachte Leistungen, die möglichst perfekt sein müssen und meist ohne Kontakt zu anderen Menschen entstehen.

Defizitärer Narzissmus ist psychogenetisch betrachtet eine pathologische Fortentwicklung der destruk- tiv-narzisstischen Dynamik: Diese Menschen haben in ihrer Entwicklungsgeschichte nur rudimentäre Möglichkeiten der Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühles gehabt, meist haben sie letztlich gar keinen Bezug zu sich selbst. In Sinne einer Operationalisierung hieße dies, der defizitär narziss- tische Mensch ist nicht in der Lage, eigenes Denken, Fühlen und Handeln ernst zu nehmen und ande- ren Menschen gegenüber zu vertreten. Es fehlt somit die Fähigkeit zu einem geistigen und erotischen Kontakt zu anderen Menschen. Diese Menschen sind unfähig alleine zu sein und können sich Kritik und Meinungsverschiedenheiten nicht stellen. Stattdessen versuchen sie, den Bedürfnissen anderer Menschen zu entsprechen aus der Unfähigkeit heraus, eigene Bedürfnisse zu spüren und zu vertreten. Der defizitär narzisstische Mensch hält sich für unwichtig und austauschbar und wird deshalb leicht übersehen und vergessen. Die fehlende Bezogenheit zu Menschen und Dingen verunmöglicht es, die so sehr ersehnte und benötigte Sozialenergie von außen anzunehmen und zu internalisieren, so dass ein Strukturgewinn kaum stattfinden kann. Ähnlich wie bei der defizitären Aggression und Angst resul- tieren daraus Gefühle von Teilnahmslosigkeit, innerer Leere und Langeweile.

2.1.6 Sexualität als Humanfunktion

Die Möglichkeiten, konstruktiv entwickelte Sexualität leben zu können, lassen sich im wesentlichen auf die Bedingungen einer freundlich-gewährenden, d.h. konstruktiven frühkindlichen Symbiose zurückführen. Sexuelle Störungen werden auf der Basis einer feindselig entwicklungs-behindernden, d.h. letztendlich destruktiven Symbiose oder einer gleichgültig-unzureichenden, d.h. defizitären Primärgruppenerfahrung verstanden (Ammon 1979, 1986, 1991, Ammon, Finke, Wolfrum 1994, Reitz 1991, 1996).

Für die gelingende Ausbildung einer konstruktiven Sexualität, die von Ammon ebenso wie die Aggression als „primär und konfliktfrei gegebenes Potential“ (Ammon 1972) verstanden wird, ist die entgegenkommende Hilfe und Unterstützung durch die umgebende Gruppe entscheidend wichtig. Konstruktive Sexualität ist abhängig von der Qualität der frühkindlichen Beziehungserfahrungen, abhängig davon, ob die Mutter und die umgebende Gruppe dem Kind helfen, sich flexibel abgrenzen zu dürfen, konstruktive Aggression zulassen, kindliche Ängste verstehen und schließlich aktives Interesse an seiner Körperlichkeit und Sexualität ermöglichen.

Erst das schuldfreie Heraustreten aus der frühkindlichen, verinnerlichten Symbiose und der Aufbau flexibler Ich-Grenzen, wozu auch schuldfreie konstruktive Aggression erlaubt sein muß, ermöglichen das angstfreie Eintauchen in die Symbiose und Intimität einer Partnerschaft und damit die Entfaltung einer freien Sexualität. Ebenso wie die Kreativität steht Sexualität als menschliche Erlebnismöglichkeit erst bei gesunder Angstfähigkeit und gelingender Ich-Abgrenzung dem Ich zur Verfügung, wobei Äußerungsformen der Sexualität stets mit dem jeweiligen Identitätsentwurf eines Menschen eng verbunden sind. Ammon (1979a) schreibt hier zu: „Auch die Sexualität ist als eine exemplarische Identitätsäußerung zu sehen, weil hier beispielhaft auf der Ebene des Körper-Ich primärprozesshafte Erfahrungsmodi unter der Herrschaft flexibler Ich-Grenzen stehen müssen“ (a.a.O., S. 135). Und weiter: „Die symbiotische Interaktion zwischen Mutter und Kind bildet den Rahmen für die Ausbildung des Körper-Ich, für die Entfaltung der primär gegebenen Humanfunktionen der konstruktiven Aggression, der Kreativität, der Sexualität und anderen und bildet auf diese Weise ein Übungsfeld, auf dem das Kind in der kontinuierlichen Interaktion mit der Mutter seine Ich-Funktionen entwickelt und seine Ich-Grenzen aufbaut und erlebt“ (Ammon 1979a, S. 283).

Als primärprozesshafter Erfahrungsmodus ist die zentrale Humanfunktion der Sexualität als primär und konfliktfrei gegebenes Potential des Menschen eng mit dem primären Ich und dem Körper-Ich verbunden. D.h. die ersten lust- und unlustbetonten Körpererfahrungen in der Primärgruppe prägen die Wahrnehmungs- und Erfahrungswelt des Neugeborenen und heranwachsenden Kindes. Beim Adoleszenten und später Erwachsenen stellen diese frühen Körper-Erfahrungen die psychische Repräsentanz für eine konstruktive Sexualität dar. Notwendig ist also, dass das Baby ausreichend und liebevoll gestreichelt wird, dass es viele positive taktile lustbetonte Hauterfahrungen machen kann (vgl. die Untersuchungen von Harlow & Harlow 1966 etc.), keine Einschränkung bei Erkundung autosexueller Handlungen erlebt, generell einen liebevollen und fürsorglichen Umgang entsprechend seinen Bedürfnissen erfährt.

Als wesentliche und notwendige Voraussetzung für die Entfaltung konstruktiver Sexualität kann also festgehalten werden ein grundsätzlich wohlwollend-freundlich unterstützendes Klima der Primärgruppe, das dem Kind die Entwicklung und Erprobung seiner primär gegeben Funktionen erlaubt, eine schuldfreie Abgrenzung aus der frühkindlichen Symbiose und schließlich neben der Bejahung der eigenen Körperlichkeit auch eine konfliktfreie Bewältigung der ödipalen Problematik.

Destruktive Sexualität kann dementsprechend verstanden werden als das Ergebnis einer krankmachenden frühkindlichen unbewussten Gruppendynamik, manifestiert im „ungelösten Symbiose-Komplex“ (Ammon 1971) als pathologischem Kern aller archaischen Ich-Erkrankungen. Entsprechend obiger Ausführungen zur Sexualität als primärprozesshaftem Erfahrungsmodus werden hier die Bedürfnisse des Kindes in einer eher unfreundlich bis feindseligen Familienatmosphäre missachtet oder missbraucht, der Körper des kleinen Kindes wird nicht freundlich angenommen. Hinzukommen können latenter oder auch offener sexueller Missbrauch bis hin zum Inzest, ein Treibhausklima, wo alle Beziehungen erotisiert oder sexualisiert, erotisch-sexuelle Bedürfnisse und Gefühle nicht integriert werden, die Eltern nicht mit Nähe und Distanz entsprechend den Bedürfnissen des Kindes umgehen können.

Defizitäre Sexualität wäre zu verstehen als Ergebnis einer defizitären Humanstruktur aufgrund nur rudimentär entwickelter positiver Beziehungserfahrungen, als arretierte Sexualitätsentwicklung auf der Basis eines verinnerlichten Sexual- und generellen Lust- und Lebensverbotes. Auf primärprozesshafter Ebene wird es sich um Kinder handeln, die nie oder selten gestreichelt wurden, überhaupt zu wenig körperlich-taktile Erfahrungen machen konnten.

Die Humanfunktion der Sexualität kann psychogenetisch und gruppendynamisch als grundlegende Humanfunktion verstanden werden, zu deren Entfaltung jedoch ein gewisses Maß an gesunder Entwicklung in den Bereichen von Aggression, Angst, Abgrenzungsfähigkeit und Narzissmus vorhanden sein muß, wobei die Kontakt- und Beziehungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung ist. Man könnte auch hypostasieren, dass sich die Entwicklung der Sexualität aus dem Wachstum der anderen, grundlegenden Humanfunktionen „ableitet“ und sie daher vielleicht auf einer anderen oder höheren Entwicklungs-Ebene liegt.

Operationalisiert bedeutet dies: Konstruktive Sexualität kennzeichnet die Qualität des Kontaktes, des Austausches, der Beziehung zwischen Sexualpartnern auf geistiger, seelischer und körperlicher Ebene: Jegliche konstruktive Sexualität ist nur möglich bei echtem Kontakt und echter Beziehung, dem Empfinden von Freude und Wärme über den anderen und sich selbst, der Fähigkeit, Fürsorge, Güte und Hingabe an den anderen zu entwickeln, dem Wahrnehmen des anderen und In-Kontakt-treten mit ihm als Gegenüber bei gleichzeitigem Sich-selbst-genießen-können. Wünschenswert für eine kreative, integrierte konstruktive Sexualität ist darüber hinaus Verspieltheit im Kontakt, die Fähigkeit zu erotischer Phantasie, Freiheit von Geschlechtsrollen-Fixierungen, das Kommunizieren-Können eigener sexueller Bedürfnisse auf verbaler und nonverbaler Ebene, Hingabefähigkeit bis hin zur Orgasmusfähigkeit und ein lustvolles Ganz-Körper-Erleben. Alles Gesagte gilt auch für die männliche und weibliche homosexuelle Beziehung. Auch die Onanie kann konstruktiv als Fähigkeit der Freude am eigenen Körper und Möglichkeit sein, sexuelle Durststrecken zu überstehen. Sie kann jedoch destruktiv werden, wenn die Selbstbefriedigung in autistischer Weise der realen sexuellen Begegnung mit einem Partner vorgezogen wird. Sie ist als Zwangshandlung häufig auch Begleiterscheinung schwerer psychischer Erkrankungen.

Ein wichtiges Kriterium für konstruktive Sexualität ist auch das Gefühl des Menschen nach der sexuellen Begegnung: Bereichert und erfüllt spürt er sich selbst mehr, fühlt sich lebendiger - es findet ein konstruktiver sozialenergetischer Austausch statt.

Bei der destruktiven Sexualität — üblichweise als „sexuelle Perversionen“ bezeichnet (Freud 1905, Keller-Husemann 1983) — wird der Sexualpartner vorrangig als Mittel zum Zweck der eigenen Befriedigung wahrgenommen und damit instrumentalisiert, eine Freude an der Freude des anderen besteht nicht. Sexualität hat die Qualität „gegenseitiger Onanie“, es fehlt die Beziehung zum Partner, oft besteht auch Desinteresse an genitaler Vereinigung, wie z.B. beim Fetischismus. Destruktive Sexualität hat immer verletztende Züge dem anderen und oder sich selbst gegenüber und kann auch an ihren Konsequenzen gemessen werden — das äußerste Extrem besteht in sexueller Gewalt bis hin zum Mord, immer sind jedoch Züge von (Selbst)-Zerstörung, auch sozialer Art (öffentlicher Skandal, Inhaftierung etc.) enthalten. Statt Nähe, Vertrautheit und genitaler Vereinigung dominiert oft das reizende Moment der Fremdheit, Anonymität und Kontaktlosigkeit. Auch hier gilt als wichtiges Kriterium das Gefühl nach dem sexuellen Kontakt: In der Regel hat wenigstens einer der Partner hinterher ein schlechtes Gefühl, Schuldgefühle, das Gefühl, degradiert worden zu sein oder den anderen erniedrigt zu haben.

Zu den Varianten destruktiver Sexualität auf der Symptomebene gehören Exhibitionismus, Voyeurismus, sadomasochstisches Verhalten, häufig gekoppelt mit Suchtentwicklung und sexueller Hörigkeit, Prostitution, Fetischismus, der sexuelle Missbrauch von Kindern, Vergewaltigung und Sodomie. Bei den ISTA-Sexualität-Skalen wurden keine Items auf Symptomebene entwickelt, denn entscheidend hinsichtlich der Differenzierung zwischen konstruktiver und destruktiver Qualität sexueller Verhaltensweisen ist die Kontakt- und Beziehungs-Qualität zwischen den Partnern. Die Elemente von Destruktion, Beziehungs-Abbruch, Verletzung, Fremdheit und Entfremdung etc. weisen in ihrer destruktiven Kontakt-Qualität auf die enge Verwandschaft zur destruktiven Aggression hin.

Die defizitäre Sexualität entspricht einem verinnerlichten Sexualverbot, welches in der Kindheit bzw. in gruppendynamischen Kontexten erworben wurde. Wenn überhaupt, kann Sexualität meist nur in Verbindung mit starken Ängsten erlebt werden. Oft zeigt sich die defizitäre Sexualität in der „Impotenz“ des Mannes oder der „Frigidität“ der Frau, woraus dann weitgehender Verzicht auf Sexualität folgt, manchmal liegen auch Ekel, Berührungs- und Ansteckungsängste vor. Defizitäre Sexualität ist häufig zu finden bei sehr kontaktscheuen oder beziehungsunfähigen Persönlichkeiten im Sinne des „gehemmten Menschen“ (Schultz-Henke 1940), der weder Freude am eigenen Körper hat noch gerne mit anderen Menschen zusammen ist. Oft sind diese Menschen auch durch ein schlechtes Selbstwertgefühl charakterisiert oder warten insgeheim auf den „Märchenprinzen‘“ oder die „Traumfrau“ — wodurch eine generelle Abwertung aller realen möglichen Partner erfolgt. Die Problematik von mangelnder Abgrenzung, Symbiose und Autismus wird hier deutlich: Nach anfänglicher Verliebtheit entwickeln sich symbiotische Abhängigkeit oder gar Hörigkeit, was bei Verlust jeder notwendiger Spannung und flexibler Abgegrenztheit zur toten Symbiose, oft autistischem Rückzug und damit zu defizitärer Sexualität führen muß.

Abschließende Bemerkung

Jeder Mensch hat destruktive, konstruktive und defizitäre Strukturanteile, die individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Bin Mensch mit ausschließlich defizitärer Aggression, Angst, Ich-Abgrenzung, Sexualität und fehlendem Narzissmus wäre nicht lebensfähig, ein Mensch mit ausschließlich destruktiven Anteilen ginge an sich selbst zugrunde.

Jeder Mensch hat gesunde Bereiche, die bei ich-strukturellem therapeutischem Arbeiten die Grundlage bilden für ein therapeutisches Bündnis mit dem Therapeuten und eine allmähliche Abgrenzung gegen die eigene Pathologie ermöglichen. Hierbei sind natürlich besonders die sekundären Humanfunktionen mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Menschen zu berücksichtigen ebenso wie auch die primären, organischen Strukturen mit einzubeziehen sind.

Aufgrund der bisherigen theoretischen Darstellungen zu den einzelnen Humanfunktionen dürfte die Verwobenheit der einzelnen Funktionen innerhalb der psychischen Gesamtstruktur eines Menschen deutlich geworden sein, wie dies von Ammon im Rahmen seiner Spektraltheorie und damit auch für die Verwobenheit von Krankheitsbildern dargestellt wurde (Ammon 1979b, 1982, 1988, 1992): Die einzelnen Humanfunktionen sind nicht isoliert nebeneinander zu sehen, sondern bestimmen in ihrer Ganzheitlichkeit das Ausmaß an psychischer Gesundheit eines Menschen. Durch die Qualität der frühkindlichen Symbiose wird generell ein bestimmtes Maß an Konstruktivität, Destruktion oder Defizit das Wesen eines Menschen ausmachen. Hinsichtlich ihrer Komplexität dürfte die Sexualität eine Sonderstellung einnehmen — zumindest in ihrer Verhaltensmanifestation bedarf sie eines gewissen Maßes an gesund entwickelter Aggression, Angst, Abgrenzung und eines gewissen Selbstwertes, womit sie mit den anderen zentralen Humanfunktionen stärker verwoben sein dürfte als diese untereinander.

Kurzbeschreibung der ISTA-Skalen

Qualität konstruktiv desktruktiv defizitär
Allgemeine Bedeutung kontaktherstellend, beziehungsstiftend‚ weiterentwickelnd, integrierend, aufbauend. kontaktabbrechend, arretiert, fehlentwickelt, desintegrierend, zerstörerisch. kontakt- und beziehungslos, nicht entwickelt.
Realitätsbezogen Verzerrter Realitätsbezug Fehlender Realitätsbezug
Humanfunktion
Aggression, Aktivitätspotential, „adgredi“ zielgerichtete und kontaktherstellende Aktivität gegenüber sich selbst, anderen Menschen, Dingen und geistigen Inhalten. Fähigkeit, Beziehungen und Aufgaben durchzuhalten, Standpunkt zu beziehen. Aktive Lebensgestaltung Fehlgerichtete, kontaktabbrechende, zerstörerische Aktivität gegenüber sich selbst, anderen Menschen, Dingen und geistigen Aufgaben. Gestörte Aggressions-Regulation i.S. destruktiver Durchbrüche, Entwertung anderer Menschen, Zynismus, Rache Generell fehlende Aktivität, keine Kontaktaufnahme zu sich selbst, zu anderen Menschen, Dingen, geistigen Inhalten. Passiv, zurückgezogen, teilnahmslos, leer. Rivalitäts- und Auseinandersetzungsvermeidend
Angst Fähigkeit, Angst zu spüren, zu verarbeiten und situationsentsprechend zu handeln. Gesamt-Aktivierung der Persönlichkeit, realistische Gefahren-Einschätzung Überflutende Todes- oder Verlassenheits-Angst, handlungs- und beziehungsverbietend. Vermeidung neuer Erfahrungen mit der Folge einer Entwicklungsarretierg. Dysregulation Unfähigkeit, Angst bei sich und anderen wahrzunehmen u. zu spüren. Keine Schutzfunktion u. Regulation durch Gefahrensignale
Ich-Abgrenzung nach außen Flexibler Zugang zu Gefühlen und Interessen anderer, Fähigkeit, zwischen Ich und Nicht-Ich zu unterscheiden. Beziehungsregulation zwischen Personen und Umwelt, Regulation von Nähe und Distanz Starre Abgrenzung gegenüber den Gefühlen und Interessen anderer Menschen. Mangelnde emotionale Anteilnahme, fehlende Kompromiss-Bereitschaft, Unsensibilität, Selbst-Isolation Unfähigkeit, Nein zu sagen, zwisch. sich und anderen zu differenzieren. Chamäleonhafte Übernahme der Gefühle u. Standpunkte anderer; soziale Überangepasstheit, Angst vor Vereinnahmung
Ich-Abgrenzung nach innen Flexibler, situationsbezogener Zugang zum eigenen Unbewussten, zu eigenen Gefühlen, Bedürfnissen. Traumfähigkeit. Phantasie ohne Realitätsverlust. Fähigkeit zwischen Gegenwart u. Vergangenheit unterscheiden zu können Fehlender Zugang zum eigenen Unbewussten, starre Barriere gegenüber eigenen Gefühlen, Bedürfnissen. Mangelnde Traumfähigkeit, Phantasie- u. Gefühlsarmut, fehlender Bezug zur eigenen Geschichte Fehlende Grenze zum Unbewussten, Überschwemmung mit unbewussten Inhalten. Ausgeliefertsein an Gefühle, Träume u. Phantasien. Konzentrations- und Schlafstörungen
Narzissmus Freundliche und realitätsgerechte Einstellung zu sich selbst, positives Gefühl der eigenen Bedeutung u. Wichtigkeit, liebevoller Umgang mit eigenen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Interessen, dem eig. Körper, Schwächen Unrealistische Selbsteinschätzung, privatistische Wahmehmungswelt, Negativismus, häufiges Gekränktsein, Gefühl nicht verstanden zu werden. Unfähigkeit, Kritik oder Zuwendung („Sozialenergie“) anzunehmen Fehlender Bezug zu sich selbst, fehlende Selbstliebe. Gefühl eig. Bedeutgslosigk. Austauschbarkeit. Zurücknahme eigen. Interessen und Bedürfnisse. Wird häufig übersehen und vergessen
Sexualität Beziehung und echter Kontakt zwischen Partnern auf körperl.‚ geistiger und seelischer Ebene. Empfinden von Freude und Wärme über den anderen u. sich selbst, Fähigkeit zu Güte, Hingabe u. Fürsorge, Verspieltheit, Fähigkeit zu erotischer Phantasie Instrumentalisierung des Partners zwecks eigener Bedürfnisbefriedigung. Sexualität als „gegenseitige Onanie“.0hne Freude an der Freude des anderen. Einem von beiden Partnern wird geschadet, Desinteresse an genitaler Sexualität, statt Nähe u. Vertrautheit, Kontakt- und Beziehungslosigkeit Weitgehend Verzicht auf gelebte Sexualität, verinnerl. Sexualverbot, verbunden mit starker Ansteckungs- oder Berührungsangst, Impotenz, Frigidität. Ohne Freude am eigenen oder Körper des anderen, Menschenscheu